NALAP Förderung

Erfahrungsbericht NALAP-Förderung

Unser Netzwerksmitglied J. Schlegel hat einen persönlichen Bericht über eine größere NALAP-Maßnahme geschrieben. Bitte kontaktieren Sie uns oder die zuständige Einrichtung, bevor Sie einen Antrag stellen möchten:

Streuobstwiesen-Förderung durch NALAP 2020/2021, ein Erfahrungsbericht von Jürgen Schindler

Beim Streuobststammtisch am 24.09.2020 in der Domäne Groschwitz wurde durch Vertreter der Natura2000-Station und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt das „Programm zur Förderung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege in Thüringen“ (NALAP) vorgestellt. Dabei sagte die Natura2000-Station Unterstützung bei der Konzeptionserstellung und Förderantragstellung zu. Einen Tag später wurde durch mich Kontakt mit der Natura2000-Station aufgenommen und ich bat um einen Vor-Ort-Termin.

Das „Objekt“ ist ein 0,6 ha großer Teil einer ehemaligen Süßkirschenplantage bei Saalfeld. Die Gesamtgröße der in den Jahren von 1959 bis 1961 angelegten Plantage beträgt 1,7 ha. Die Bäume stehen in einem 8 m x 10 m Verbund, sind altersbedingt und durch intensive Grünlandnutzung stark geschädigt. Ersatzpflanzungen sind bislang nicht erfolgt so dass ca. 20 % „Fehlstellen“ zu verzeichnen sind. Die noch lebenden Bäume sind totholzreich und bilden mit den Torsos abgestorbener Bäume einen faszinierenden Lebensraum – u. a. für den Wendehals. Das Grünland ist artenarm und dokumentiert sein bisheriges Dasein als Entsorgungsort für Gärreste und als Viehweide.

Im Gespräch mit den Vertretern der Natura2000-Station wurden Maßnahmen zur Sicherung und Aufwertung der Fläche erörtert. Beabsichtigt waren durch den Pächter/Nutzungsberechtigten:

  • die Nachpflanzung von hochstämmigen Obstgehölzen
  • die Grünlandpflege überwiegend als Mahd
  • ein schonender Erhaltungsschnitt der vorhandenen Altbäume
  • besondere Insektenschutzmaßnahmen
  • besondere Maßnahmen für Höhlenbrüter
  • die Errichtung zweier Informationstafeln

Die Unterstützung bei dem Vorhaben zur Nachpflanzung erfolgte durch die Natura2000-Station sehr zügig. Die Inhalte dieser Unterstützung umfassten die Empfehlung von Baumschulen, das Behördenmanagement mit der UNB sowie die Antragsvorbereitung eines NALAP-Antrages. Dies ist, insbesondere zum Jahresende hin, eine maßgebliche Unterstützung, da Fristen zu beachten sind und das Jahr quasi 14 Tage eher endet!

Im vorliegenden Fall wurde die Förderung für die Pflanzung von 10 hochstämmigen Obstbäumen (Maßnahme „S 6“) beantragt und bewilligt. Die gewährten Fördermittel in Höhe von 55 €/Baum decken lediglich die Materialkosten für Bäume (Hochstamm entsprechend Anforderung NALAP) und Schutz (Normannische Korsett).

Für den Erhaltungsschnitt, die Nisthilfen und die Informationstafeln stellte die Naturforschende Gesellschaft Altenburg e.V. einen NALAP-Antrag. Eventuell weitere laufende Anträge oder Förderungen werden so in Erfahrung gebracht. Erwähnenswert ist, dass die zuständige Natura2000-Station (hier Naturforschende Gesellschaft Altenburg e.V.) die Obere Saale betreibt und als Antragsteller selbst als Zuwendungsempfänger auftritt[1].

Die NALAP-Antragstellung selbst ist mit Vorkenntnis kein Problem. Doch sollten im Vorfeld die Unterstützer, wie eben die regional zuständige Natura2000-Station/Landschaftspflegeverband und die Untere Naturschutzbehörde, zu Rate gezogen werden. Überall wird man dabei hilfsbereiten Menschen begegnen, die dem Vorhaben „Streuobst“ aufgeschlossen gegenüberstehen. Dies ersetzt jedoch keineswegs die eigene Beschäftigung mit den Fördervorschriften. Mit dem Erhalt einer Zuwendung geht man eine Bindung ein. Dies bringt Einschränkungen in der Verfügbarkeit mit sich und dauert – je nach Programm – über Jahre. Der finanzielle Aspekt einer diesbezüglichen Förderung darf nicht das alleinige Entscheidungskriterium sein. Die ausgereichten Fördermittel erleichtern die Entscheidung für eine Maßnahme, reichen jedoch keineswegs aus, um alle notwendigen Arbeiten rund um das Förderobjekt abzugelten. Hier müssen weiterhin abgestimmte Konzepte nach dem Motto „Schutz durch Nutzung“ her.

Die für die Grünlandpflege und den Insektenschutz wichtigen Akteure wurden bislang noch nicht gefunden. Der Entzug von einem halben Hektar Grünland hat bei dem bis Herbst 2020 bewirtschaftenden Unternehmen keine kooperative Reaktion erkennen lassen. Dritte könnten vermuten, dass Insektenschutz sowie der pflegliche Umgang mit Böden und Naturgütern noch nicht überall als überlebensnotwendig angesehen werden.

Zwischen den alten Kirschbäumen stehen nun seit Dezember 2020 ganz junge Obstbäume: Adersleber Kalvill, Croncles, Dülmener Rosenapfel, Gehrers Rambur, Maunzenapfel, Wagenerapfel, Burlat, Dönissens Gelbe Knorpel, Emma Leppermann und Hanita.

Die Kartierung der Bäume samt ggf. bemerkenswerter Brutvorkommen mit Hilfe der Streuobst-App ist eine weitere Aufgabe und erfährt gegenwärtig Unterstützung über das Streuobst-Netzwerk.

Sicherlich wird es den Mitgliedern des Streuobst-Stammtisches und Vertretern der hier beteiligten Natura2000-Station möglich sein, die Fläche in Augenschein zu nehmen, die dargelegten Aspekte zu diskutieren und helfende Hinweise zu geben.

Bis dahin steht der Pächter für Fragen, Hinweise zur Grünlandpflege und Pflegetipps zur Verfügung. Den Kontakt gibt’s vom Streuobstnetzwerk.

Mit besten Grüßen

Jürgen Schindler

Fotos: Jürgen Schindler


[1] Hinweis der Redaktion: In dieser Region ist für Streuobstwiesen auch der Landschaftspflegeverband „Schiefergebirge/Obere Saale e.V.“ zuständig. Den Kontakt finden Sie auf https://streuobst-thueringen.de/kontakt/