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Streuobstrundbrief 03/2024

Liebe Mitglieder und Interessenten des Streuobstnetzwerkes Ostthüringen,


der Frühling ist kalendarisch eingezogen, und auf den Obstwiesen ist der jährliche Baumschnitt in vollem Gange. Auch im Streuobstnetzwerk Ostthüringen gibt es einige Veränderungen und einen Neubeginn: Mit dem Auslaufen unseres mehrjährigen, durch LEADER und die Bundesstiftung Umwelt geförderten Projektes „Gärten des Lebens“ endete zum Jahreswechsel auch die (halbe) Koordinatorenstelle von Elias Girbardt, dem wir an dieser Stelle herzlich für seine zuverlässige Arbeit im Hintergrund danken!
An seine Stelle treten mit Martin Schlünder, Alexander Pilling und Burkhardt Kolbmüller drei bewährte Streuobst-Netzwerker, die das bisher Aufgebaute ehrenamt­lich weiterführen werden, insbesondere die Pflege der Website und die Publikation der Streuobst-Rundbriefe. Für Sie als Nutzer unserer Angebote ändert sich also nichts; allerdings lebt ein Netz­werk vor allem von den Mitgliedern – wir laden deshalb ausdrücklich und herzlich dazu ein, uns über Ihre Aktivitäten zu informieren, an Projekten wie z.B. die nächste Streuobstmesse mitzuwirken und gern auch neue Vorschläge und Ideen einzubringen.

Rückblick I: Das Obstjahr 2023 im Reinstädter Grund

Das Frühjahr war bis Ende Mai, Anfang Juni recht trocken. Es gab zwar kaum Bodenfröste, dafür aber "Luftfröste". D.h. in einer Höhe von 2 bis 4 Metern zogen strichweise kalte Luftschichten durch. Die betroffenen Obstblüten und Fruchtansätze wurden dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Das wenige Wasser beeinträchtigt die Abwehrfähigkeit der Obstbäume gegen Insekten und Pilzbefall. Beides trat gleichzeitig auf. Im Vergleich zu vergangenen Jahren ist das ein neues Problem. Bisher war die Dominanz entweder von Insekten oder von Pilzen in einem Obstjahr normal.
Da wo der Frost die Blüten stark beschädigt hat setzt der Baum erneut Blüten an. Sie sind dann meist nicht so zahlreich und reifen später aus. In der Folge hängt gleichzeitig reifes und unreifes Obst an einem Baum. Den unschönen Effekt haben wir dann in der Mosterei bemerkt.
In der zweiten Jahreshälfte hat es vergleichsweise gut geregnet und die Sonneneinstrahlung war nicht so stark. Das kam vor allem dem Obst zu gute, welches bis dahin ohne Schäden reifen konnte.
Insgesamt gab es wenig Kirschen und Pflaumen. Gute Qualitäten und Mengen wurden bei Birnen erzielt. Die Apfelernte war durchwachsen, aber am Ende noch durchschnittlich. Der Trend, dass die späten Apfelsorten bessere Ergebnisse liefern als die frühen Sorten setzte sich fort. Nach einer sehr guten und qualitätsvollen Ernte im Vorjahr blieben die Quitten zurück. Teilweise waren sie bis Mitte November noch nicht ausgereift. Für sie fehlte die Sonne. Die späte Ernte macht auch in der Mosterei einige Problem. Der Pektingehalt der Früchte nimmt zu. Die Maischen kleben und die Ausbeute verringert sich. Gleichzeitig werden die Obstmengen kleiner.

Rückblick II: Bundesweites Treffen der Kleinmoster in Kloster Donndorf

Vom 2. bis 4. Februar 2024 fand das mittlerweile 6. bundesweite Treffen von kleinen Mostereien statt – zum dritten Mal in Thüringen, weil sich die zentrale Lage dazu anbietet, aber auch, weil hier viele Aktivitäten wie z.B. unser Streuobstnetzwerk konzentrieren. „Kleine Mostereien“ meint hier weniger die räumliche Größe, sondern fokussiert auf die Möglichkeit, auch kleine Obstmengen zu verarbeiten und dadurch den Kunden den Saft aus dem eigenen Obst anzubieten. Auf der entspre­chenden Seite des NABU sind inzwischen mehr als 400 stationäre und mobile Mostereien aufge­listet, davon 26 in Thüringen.
Nach Kloster Donndorf waren ca. 60 Kolleginnen und Kollegen von Hamburg, über die Uckermark bis Bayern angereist. Neben vielen nützlichen Informationen zu Technik, Reinigung und Lebensmittelsicher­heit sowie einem Sensorik-Seminar gab es intensive Diskussion zum Zustand, Problemen und Perspektiven der Streuobstbestände in Deutschland. Das Treffen illustrierte sehr eindrucksvoll, dass Streuobst und kleine Mostereien keine vernachlässigbare Nische mehr sind, sondern sich inzwischen zu einem auch ökonomisch interessanten Feld entwickelt haben. Das nächste Mostertreffen wird 2025 in Geisenheim (Rheinland-Pfalz) stattfinden.

Phänologische Uhr: Blüte und Ernte verschieben sich nach vorn

Man muss kein Biologe oder Meteorologe sein, um zu bemerken, dass sich seit Jahren die Jahres­zeiten, speziell der Frühling, immer weiter nach vorn schieben, was gravierende Folgen auch für den Obstbau hat: Die Blüte beginnt immer früher und damit vor allem die Gefahr der Schädigung durch Spätfröste im April. Auch die Ernte verlagert sich nach vorn, was wiederum Konsequenzen für die Mostereien (die früher starten müssen), aber auch die Fruchtqualität hat.
Der Deutsche Wetterdienst bietet jetzt auf seiner Website eine Phänologische Uhr an, die täglich aktualisiert wird und zeigt, wie der Stand der Natur vom langjährigen Mittel abweicht. In diesem Jahr hat in Thüringen der Vorfrühling (Marker: Blüte der Hasel) bereits am 30. Januar begonnen (langjähriges Mittel: 17. Februar), der Erstfrühling (Blüte der Forsythie) am 7. März (langjähriges Mittel: 29. März). Der „Vollfrühling) beginnt mit der Apfelblüte – das langjährige Mittel dafür wäre der 30. April.

Streuobst-Aktionsgruppen gegründet

Ende vergangenen Jahres gründeten sich in Kahla die ersten Streuobst-Aktionsgruppen für den Raum Ostthüringen, so in Schkölen bei Crossen an der Weißen Elster, in Lausnitz bei Neustadt im Orlatal, in Kromsdorf bei Weimar im Ilmtal und in Röttelmisch im Reinstädter Grund.
Der Ansatz zur Gründung von Streuobst-Aktionsgruppen folgt der Einsicht, dass die Pflege und Bewirtschaftung von Streuobstwiesen für eine Person allein oft eine Überforderung darstellt. So kann eine Gruppe von Interessierten das Vielfache leisten, sich mit Werkzeugen aushelfen, gegenseitig motivieren und im praktischen Tun die einzelnen Teilnehmer fachlich weiterbringen. Dabei soll es nicht nur um Obstbaumschnittarbeiten gehen. Gegenseitige Hilfe ist genauso bei der Grünlandpflege, bei der Heuvermarktung, der Obsternte und Verarbeitung, und nicht zuletzt beim Marketing und dem Verkauf der Streuobstprodukte angebracht.
Die Teilnehmer der Röttelmischer Streuobst-Aktionsgruppe haben sich beispielsweise verabredet die erbrachten Leistungen mit dem Gegenwert in Zeit oder mit Produkten auszugleichen. Geld soll in diesem Rahmen erst mal keine Rolle spielen.
Die gegründeten Gruppen werden sich autark und sicher verschieden entwickeln. Zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch sind jährlich Treffen geplant.
Da in den Streuobst-Aktionsgruppen unterschiedliche Bedürfnisse zusammentreffen sind auch Teilnehmer ohne eigene Streuobstwiese herzlich willkommen.
Wer Interesse an der Mitarbeit in einer Streuobst-Aktionsgruppe im Raum Kahla / Reinstädter Grund hat kann sich gern bei Alexander Pilling melden: Tel.: 036422-22498 / 0173-8538079 E-Mail: alexander.pilling@t-online.de
Für den Saale-Orla-Kreis fungiert Martin Schlünder als Ansprechpartner. Tel.: 03647-5055855 / 0152-25717404, E-Mail: info@lpv-schiefergebirge.de
Für die Region um Crossen nehmen Sie bitte Kontakt mit Ina John auf. Tel.: 036693-23090, E-Mail: i.john@laendlichekerne.de.
In und um das Ilmtal freut sich Katrin Karpe darauf, wenn Sie sich an der dortigen Streuobstaktionsgruppe mitarbeiten möchten. Die Kontaktaufnahme ist möglich unter Tel.: 0151-11168289 oder per E-Mail unter info@ilmtal-streuobst.de.

Sortenliste Empfehlungen zu Streuobst- Neupflanzungen

Die Arbeitsgruppe Pomologie des Streuobstnetzwerkes Ostthüringen hat unter der besonderen Mitwirkung des ausgewiesenen Kenners der thüringischen Streuobstwiesen Herrn Dr. Schuricht eine Liste von 30 empfehlenswerten Streuobstsorten für unserer Region erstellt. Die Liste ist an separater Stelle auf unserer Homepage einzusehen.

Ausbildung zum Streuobst-Pädagogen 2024

Die Streuobstschule Thüringen bietet auch in diesem Jahr wieder eine Ausbildung zum Streuobst-Pädagogen an. Ziel ist es, dass jedes Grundschulkind in Thüringen einmal die Chance erhält, das „Grüne Klassenzimmer Streuobstwiese“ zu besuchen und so die kommende Generation für den einzigartigen Lebens- und Kulturraum Streuobstwiese zu begeistern. Die Ausbildung umfasst insgesamt ca. 92 Unterrichtsstunden, aufgeteilt nach Jahreszeiten in fünf Module. Die Teilnahmekosten betragen 500 Euro.
Weitere Informationen und Kontakt:
Katrin Karpe, 0151-11168289, info@ilmtal-streuobst.de
Beate Holderied, 0160-95634480, holderied@streuobst-paedagogik.de
www.streuobst-paedagogen.de

Neues Portal zur Streuobst-Verwertung

Seit Anfang des Jahres informiert das neue Portal www.streuobst-verwertung.de über Mostereien, Obstannahmestellen, Brennereien, Verleiher von Hilfsmitteln zur Streuobstwiesenbewirtschaftung und Anbieter von Streuobstprodukten bundesweit. Ziel ist es, dass jeder Interessent auf einer Karte und an einer Stelle zusammengefasst alle Angebote zum Thema Streuobstwiesen finden kann. Das Portal ist noch im Aufbau, aus Thüringen gibt es bislang erst wenige Einträge. Man kann sich aber kostenfrei und unverbindlich jederzeit selbst eintragen.

Ausblick I: Europäischer Tag der Streuobstwiesen am 26. April und dem folgenden Wochenende

Von Großbritannien bis nach Südtirol, von Transsilvanien bis an den Atlantik und mittendrin Thüringen: Der Tag der Streuobstwiese findet europaweit jährlich am letzten Freitag im April statt. Streuobstfreunde aus ganz Europa veranstalten diesjährig am Wochenende um den 26. April ver­schiedenste Aktionen rund um das Immaterielle Kulturerbe „Streuobstanbau“. Jede Veranstaltung vor Ort hilft, die Bedeutung unserer Streuobstwiesen bekannter zu machen.
Eine Übersicht der geplanten Aktivitäten findet man hier. In Thüringen sind bislang nur zwei Aktionen gelistet, jeweils am 26. April: Um 16 Uhr eine Streuobstwiesenwanderung in Weimar-Süßenborn (Tel. 015774473542 und eine Führung durch die Streuobstbestände der Obstweinkellerei Röttelmisch bei Kahla (Tel. 036422-22498). Wer sich noch beteiligen möchte: Nur zu! In der o.g. interaktiven Karte kann man sich selbst eintragen.

Ausblick II: Dritte Thüringer Streuobstmesse am 15. September 2024, Schloss Oppurg

Nach den erfolgreichen Premieren in Groschwitz (2022) und Reinstädt (2023) wird es auch in diesem Jahr wieder eine Streuobstmesse geben, und zwar am 15. September von 11 bis 17 Uhr am Barockschloss Oppurg. Wie in den vergangenen Jahren erwarten die Besucher ganztägig an rund 30 Ständen Produkte, Dienstleistun­gen, Eindrücke und Informationen rund um das Thema Streuobst. Fachleute geben den Besuchern Auskunft zum Obstanbau, Obstsorten, Obstverarbeitung und Obstprodukten. Der September ist zwar noch eine Weile hin, aber den Termin sollte man sich schon mal im Kalender vormerken. Vielleicht möchten Sie sich ja selbst als Aussteller von Produkten, Dienstleistungen an der Messe beteiligen oder Ihre Streuobstinitiative auf der Messe vorstellen. Setzen Sie sich dafür bitte mit dem Landschaftspflegeverband Thüringer Schiefergebirge / Obere Saale in Verbindung. Mail: info@lpv-schiefergebirge.de. Tel: 03647-5055855
Herzliche Grüße sendet das Streuobstnetzwerk Ostthüringen

Region Saale-Orla Martin Schlünder, Telefon: 0152 257 174 04, Mail: info@lpv-schiefergebirge.de
Region Saale-Holzland Alexander Pilling, Telefon: 0173 8538 079, Mail: alexander.pilling@t-online.de
Region Saalfeld/Rudolstadt Dr. Burkhardt Kolbmüller, Telefon: 0177 6027 158, Mail: b.kolbmueller@t-online.de
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