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Streuobstrundbrief 06/2023
Liebe Mitglieder und Interessenten des Streuobstnetzwerkes Ostthüringen,
mit diesem Rundbrief wollen wir auf eine nahliegende Veranstaltung des Pomologenverein e.V. hinweisen und das neu erschienene Buch Hans-Jürgen Mortags vorstellen. Auch gibt es einen Reisebericht unserer Österreichexkursion nach Sankt Paul zu lesen.

Sommertreffen der Arbeitsgruppe Obstgehölzpflege

Für alle ObstbaumschnipplerInnen und solche, die daran interessiert sind:
Vom Do, 15. bis So, 18. Juni 2023 findet im Schloss Tonndorf (Schlossstraße 156) das Treffen der AG Obstgehölzpflege statt. Momentan sind noch mehr als 20 Plätze (von 35) frei und es wird herzlich eingeladen dabei zu sein. Anmeldungen bitte ausgefüllt an britta.kern@hotmail.de senden!

Das Formular dazu findet ihr auf unserer Internetseite: http://streuobst-thueringen.de/sommertreffen-arbeitsgruppe-obstgeholzpflege/

Bisher sind folgende Themen besetzt:

Tag/Uhrzeit
Thema
Referent
/Verantwortlicher
Do / 18-20
Erstellung von Prüfungsleistungen über den Bundesverband
Björn Burmeister
Fr / 9-10
Buchvorstellung „Supermarktsorten“ und Kirschbestimmung
Hans-Jürgen Mortag
Fr /11.30-14.00
Exkursion: Thüringer Handlungskonzept in Theorie und Praxis (Schwedenschanze Erfurt mit Jens Düring)
Björn Burmeister, Alexander Seyboth
Fr / 17-18
Steinobstschnitt in der Theorie
Peter Trapet
Fr
Runder Tisch Ausbildungsorte (Definition Mindeststandards)
Sa
Praxis: Obstbaumschnitt an Steinobst
Christoph Henkel, Michael Ritschel
Sa
Fortsetzung vom Wintertreffen
“Handwerkskunst Obstbaumschnitt”
Thorsten Renz
Sa
Eingriffsstärken beim Obstbaumschnitt
Kai Bergengrün
Sa
Erfassungstools und Apps
(Kartierungsapp des Streuobstnetzwerk Ostthüringen)
Elias Girbardt

Buchneuerscheinung "ApfelMarktSorten 2023"

Mit einer Buchrezension von Hans-Werner-Schuricht:

Neue Obstsorten-Bücher sollten spezifische Inhalte haben. Das ist hier der Fall: Der Thüringer H.-J. Mortag, seit Jahren sehr aktives Mitglied im Pomologen-Verein, stellte fest, dass bei Sortenbestimmungen oft Früchte von modernen Marktsorten vorgelegt werden, mit denen Pomologen ihre Probleme haben. Er erfasste daher in einer deutschlandweiten Umfrage bei Discountern und Supermärkten diese Sorten, erwarb davon Früchte und verfasste dieses Buch mit 50 Vertretern dieser Sortengruppe. Wie in seinem Buch „Pillnitzer Obstsorten“ (2020) erfolgt ihre Kurzbeschreibung in Verbindung mit Abbildungen von Früchten in Originalgröße, Längs- und Querschnitt sowie Samen. Der Autor legt besonderen Wert auf den Querschnitt und prägte teilweise eine eigene Nomenklatur zu dessen Beschreibung. Das Buch soll helfen, die Sortenbestimmung im Sektor des Obsthandels, den primär Absatz und Verkauf prägen, und in dem mitunter eine verworrene Nomenklatur von Sorten- und Marktnamen (Marken), Synonymen sowie Clubsorten vorliegt, zu erleichtern. Insofern ist das Buch eine hilfreiche Information für Anbauer, Händler und Käufer von Äpfeln und für gewissenhafte Pomologen.

Das Buch (50 S.), Preis 25 €, erschien 2023 im Eigenverlag, Hans-Jürgen Mortag, Bechstedter Weg 11, D-07426 Königsee-Rottenbach; Tel.: 015125979169

Aus unserem letzten Rundbrief, aber immer noch aktuell:

Zweite Thüringer Streuobstmesse

Das Streuobstnetzwerk Ostthüringen veranstaltet in Kooperation mit der Obstweinkellerei Röttelmisch am Sonntag, dem 17. September 2023 von 11 bis 17 Uhr, an der Kemenate in Reinstädt eine Streuobstmesse.
Die Streuobstmesse soll gleichermaßen Fachpublikum als auch Marktbesucher ansprechen. Gezeigt und teilweise auch vorgeführt werden Geräte und Werkzeuge zur Pflege, Beerntung von Obstbäumen und der Verarbeitung von Obst. Besucher können eigenes Obst pomologisch bestimmen lassen. Eine App zur Kartierung von eigenen Obstbaumbeständen kann ausprobiert werden. Obstweine stehen für eine Publikumsverkostung bereit. Regionale Anbieter sorgen bestens für Speisen und Getränke. Mitmach- und Bastelangebote erwarten Kinder und Erwachsene. Der Liedermacher Dieter Beckert aus Dresden sorgt für musikalische Begleitung. Wir freuen uns auf einen zugleich anregenden, genussvollen und erfreulichen Tag!

Kartierungsapp für Streuobstwiesen

Unsere Streuobstapp zur Kartierung von Obstbäumen - Nun steht sie endlich auf unserer Internetseite zum Download bereit und kann ab sofort genutzt werden. Die Kartierungsapp soll helfen, den Überblick über Streuobstbestände zu behalten und Informationen zum Einzelbaum (z.B. Sorte, Alter, Pflegezustand, Krankheiten, Fotos) schnell abzurufen. Neben der Einzelbaumerfassung gibt es auch die Möglichkeit ganze Flächen zu markieren. So lässt sich die Pflege des Unterwuchses (Mahd od. Beweidung) oder auch die Gesamtzahl der Bäume gut ablesen. Auch kann die Funktion dienlich sein, Gehölzstreifen, wie sie gerne durch Wurzelaustriebe von Pflaumen entstehen, zu definieren.
Für diejenigen, die sich noch etwas gedulden wollen, wird derzeit eine Bedienungsanleitung erstellt, die Fragen zur Installation und den ersten Schritten klären soll.

Streuobstfilme

Um über das Streuobstnetzwerk hinaus Menschen zu erreichen und zu informieren, was in unserer Region so passiert, haben wir 2022 zusammen mit der Fotografin Dörthe Hagenguth mit einer Filmreihe begonnen. Bisher vier Videoclips geben einen Einblick in die Streuobsternte und Saftherstellung, zeigen wie ein Obstwein entsteht und informieren über die Obstbaumpflege und Weiterbildungsmöglichkeiten in Thüringen. Die Youtube-Videos sind auf unserer Internetseite verlinkt und werden dieses Jahr noch um einige Filme ergänzt.

Reisebericht: Österreichexkursion nach Sankt Paul (11.-14.05.23)

Am 11. Mai war es soweit. 16 Fachexkursionsteilnehmer fuhren um kurz nach 8 Uhr an der Raststätte Hermsdorfer Kreuz los. Von hier aus ging es mit zwei Kleinbussen Richtung Österreich, wo wir nach etwas mehr als acht Stunden im wunderschönen Lavanttal ankamen und freundlichst von Familie Thonhauser in deren Berggasthof empfangen wurden. Das Willkommensgetränk, ein Edelbrand der Lavantaler Mostbirne, überzeugte auch meinen Gaumen, der mit Obstler bisher nicht viel anfangen konnte.

Nach einer erholsamen Nacht und einem stärkenden Frühstück ging es dann zum Kompetenzzentrum Zogglhof in St. Paul. Die Mitbegründer des Vereins „Mostbarkeiten“ Hans Köstinger und Karl Kopp gaben einen Einblick in die Entstehung des Vereins und der Notwendigkeit ein Kompetenzzentrum zu entwickeln um das Wissen rund um die Obstverwertung zu erhalten und weiter zu entwickeln. Ein großes Thema, für das sie seit Jahrzehnten die Konsumenten sensibilisieren, ist der Unterscheid zwischen Essig als handwerklichem Produkt zu Essig aus industrieller Produktion. Denn richtiger Essig wirkt im Körper basisch, beinhaltet eine Menge Vitamine und Spurenelemente und wirkt durch die Essigsäurebakterien verdauungsfördernd und entzündungshemmend, bei äußerer sowie innerer Anwendung. Mittlerweile machen die Mostbarkeiten mit einer ganzen Reihe an verschiedensten Essigen (Apfel, Quitte, Birne, Zwetschge, Aronia, Heidelbeere, Knoblauch, Spargel u.v.m.) mehr als die Hälfte ihres Umsatzes. Der Trend zu handwerklich hergestelltem Essig und zu Fruchtlikören ist ganz klar zu sehen. Aber auch der Frizzante, ein Neuling auf dem Obstweinmarkt, kommt gut an. (Unter Frizzante versteht sich ein trockener Schaumwein mit 10-15 g Restsüße.)

Gleichzeitig zur eigenen Produktion kann man im Kompetenzzentrum Zogglhof verschiedenste flüssige Obstprodukte von circa 25 Familienbetrieben aus der Region verkosten und erwerben. Um diesen gemeinschaftlichen Verkauf zu finanzieren, verbleiben 20% des Umsatzes im Laden. Das Sortiment umfasst Fruchtweine, Säfte, Essig, Fruchtliköre und Brände (Kernobst, Steinobst, fassgereift, sonstige). Ganze Reisebusse spucken interessierte Kauflustige aus, die sich im hauseigenen Obstbaumuseum den geschichtlichen Hintergrund und die technische Entwicklung von Obsternte, Verarbeitung und Lagerung begreiflich machen und sich dann im Hofladen von der Qualität des Handwerks überzeugen können. Viele dieser Flaschen sind mit Bronze, Silber- oder Goldmedaillen ausgezeichnet. Denn der Verein Mostbarkeiten ist auch Veranstalter der Alpen-Adria-Verkostung, die hier jährlich stattfindet. 20-30 professionelle Verkoster beurteilen an drei Tage ca. 1.300 eingereichte Produkte.

Die Fachexkursionsteilnehmer erlernten im Rahmen eines Sensorikseminars die Grundlagen der Verkostung von Apfelweinen, Säften, Bränden und Essigen. Fast jeder Mensch hat ein „starkes“ und ein „schwaches“ Nasenloch. Erst die Verbindung von Mundhöhle zur Nase lässt uns Geschmäcker über süß, sauer, salzig und bitter hinaus wahrnehmen. „Es gibt keinen Menschen, der bei geschlossener Nase und verbundenen Augen Tomatenketchup von Apfelmus unterscheiden kann. Beides hat die gleiche Konsistenz und ist süß.“

Von großer Bedeutung ist der Geruchs- und Geschmackssinn vor allem in der Obstbrennerei. Denn durch die Verkostung wird der Vor- und Nachlauf bestimmt, um diesen vom Mittellauf abzutrennen. Der Vorlauf ist minderwertiger Alkohol, der zum Scheiben putzen taugt. Der Mittellauf ist der erhoffte Qualitätsbrand, der üblicherweise in die Flasche kommt. Der Nachlauf wird gesammelt, ein weiteres Mal destilliert und als neutraler Alkohol z.B. für die Herstellung von Likören benutzt.

Was an der Destillationsanlage des Zogglhofs besonders interessant ist, dass alle Vereinsmitglieder die dortige Anlage benutzen dürfen und somit ihre eigenen Brände herstellen können. Mit Enzymen werden die Aromen, die sich vor allem in stabilen Zellstrukturen der Obstschale verstecken, herausgelöst. Die vergorene Maische wird dann im Brennkessel gebrannt und so der vorhandene Alkohol konzentriert. Die Restmaische, wie auch der anfallende Trester der Obstpressen wird flächig auf den umliegenden Feldern als Flächenkompost verteilt. Im Lavanttal gibt es auf sehr guten Böden noch viele landwirtschaftliche Produzenten. Meistens sind es gemischte Betriebe aus Obstbau, Mast und Mutterkühen, die für Sicherheit bei Ausfällen sorgen. Bei der Betriebsbesichtigung der Familie Kopp konnten wir dies dann auch nochmal mit eigenen Augen sehen. Neben dem „naturbelassenen Zufallsobstbau“ mit jährlich 140 t Obstverarbeitung (davon 20% Lohnmost) und der Gastronomie als Hauptabnehmer setzt die Familie hier auf einen biologischen und einen konventionellen Hühnermastbetrieb, besitzt 40 ha Wald und circa 20 Mutterkühe.

Wir versuchen das Erlebte auf unsere Bedingungen und Verhältnisse zu übertragen: Vielleicht wäre ein Thüringer Streuobstessig ein Ansatzpunkt? Hans Köstinger gab uns mit auf den Weg: „Das, was der Mensch zum Leben braucht, darf nichts kosten. Luxus hingegen kann kosten, was er wolle! Kein Mensch auf der Welt braucht Balsamico, aber jeder will Balsamico auf seinem Salat haben.“ – Na gut, dann also doch Thüringer Balsamico!

Überaus herzlich wurden wir bei Familie Nuard, einer Schafkäserei, emfangen. Am Ende durften wir noch einen Blick auf eine weitere Siebbandpresse und eine Brennanlage auf dem Berggasthof unserer Herberge werfen. Mit jeder Menge neuer Eindrücke, mit Diskussionen und Ideen fuhren wir zurück nach Thüringen. Vielleicht knüpft der ein oder andere Exkursionsteilnehmer an das Thema an. Mit dem Essig- oder Likörseminar im Januar 2024 gäbe es jedenfalls eine gute Weiterbildungsmöglichkeit (https://www.mostbarkeiten.at/events/essigseminar/).

Elias Girbardt, Streuobstnetzwerk Ostthüringen
Herzliche Grüße sendet das Streuobstnetzwerk Ostthüringen

Gesamtkoordination Elias Girbardt, Telefon: 0176 85609447, Mail: e.girbardt@laendlichekerne.de
Region Saale-Holzland Alexander Pilling, Telefon: 0173 8538 079, Mail: alexander.pilling@t-online.de
Region Saale-Orla Wiebke Preußer, Telefon: 03647 5055 85, Mail: info@lpv-schiefergebirge.de
Region Saalfeld/Rudolstadt Dr. Burkhardt Kolbmüller, Telefon: 0177 6027 158, Mail: b.kolbmueller@t-online.de
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